Meine Laufbahn als Korbflechter begann im Juli 1967, da kam ich im Alter von neun Monaten zur Welt. Schon nach wenigen Tagen wurde ich mit meinem geflochtenen Stubenwagen vertraut gemacht. In jeder freien Minute studierte ich die Flechttechnik und das Flechtmaterial, da ich jedoch noch zu kleine Finger hatte, konnte ich das gelernte noch nicht umsetzen…
Später durchquerten immer wieder Körbe mein Leben, meistens an Ostern. Körbe sind nämlich die idealen «Legebehälter» für Eierlegende Osterhasen.
Die ersten Flechtversuche machte ich im Werkunterricht in der Schule, damals fertigten wir ein Peddigrohrkörbchen. Für eine berufliche Existenz reichten zu dieser Zeit meine Flechtkünste noch nicht, nicht einmal um das Taschengeld aufzubessern.
Die wichtigste Weichenstellung für meine berufliche Laufbahn trat bei mir im Alter von etwa 13 Jahren ein. Mein Augenarzt verkündete mir schonungslos, dass ich eine Augenkrankheit hätte, welche unheilbar sei und in ein paar Jahren zur Erblindung führen werde.
So blieb mir nicht viel anderes übrig, als einen blindengerechten Beruf zu erlernen. Zur Auswahl stand Bürstenmacher und Korbflechter… und da ich in einem Stubenwagen und nicht in einer Besenkammer gross geworden bin, entschied ich mich für den Beruf als Korbflechter.
Ich trat 1986 in die dreijährige Korbflechterlehre ein, obschon ich mir zu Anfangs nicht vorstellen konnte, dass man drei Jahre üben muss, bis man einen rechten Korb zu Stande bringt. Ich merkte jedoch sehr schnell, dass ich falsche Vorstellungen vom Korbflechten hatte. Ich merkte aber auch, dass es ein unglaublich faszinierendes Handwerk ist und dass es eigentlich keine Grenzen gibt, was man alles flechten kann. Die einzige Grenze war mein damaliger Lehrmeister, der nicht sehr viel von meiner Kreativität hielt… und trotzdem liess ich mich nicht aufhalten. Was ich während der Arbeitszeit nicht ausprobieren durfte, machte ich dann halt in meiner Freizeit.
Nach der abgeschlossenen Berufslehre blieb ich dann noch sieben Jahre im Lehrbetrieb und lernte immer neue Techniken dazu und optimierte meinen Flechtstil. Da mir in Sache Kreativität jedoch weiterhin die Hände gebunden waren, entschied ich mich 1996, meine Stelle aufzugeben und mir meinen Traum einer eigenen Werkstatt zu verwirklichen.
Seit dieser Zeit habe ich nun mein eigenes Atelier und was ich wohl sagen darf, auch eine zufriedene Kundschaft, denn dies ist mir mindestens so wichtig, wie die unglaubliche Kreativität des Handwerks, dass ich erlernen konnte und immer noch betreiben darf.
Da ich mich mittlerweile von den optischen Schönheiten des Lebens verabschieden musste, so wie es mein Augenarzt voraussagte, freue ich mich um so mehr, dass mich mein Fingerspitzengefühl nicht im Stich gelassen hat und es mir weiterhin erlaubt, meine Kreativität auszuleben.